Die Pflüger, Blatt 1 aus dem Zyklus »Bauernkrieg«, 1907
Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Reservage, Schmirgel, Nadelbüschel und Vernis mou mit Durchdruck von Zieglerschem Umdruckpapier, Kn 99 VIII b
Die ersten beiden Blätter des Bauernkriegszyklus führen dem Betrachter Unterdrückung und Rechtlosigkeit vor Augen, die den historischen Aufstand auslösten.
Hier veranschaulicht Käthe Kollwitz dies anhand von zwei Bauern, wohl Vater und Sohn, die in Ermangelung von Zugtieren sich selbst vor den Pflug spannen mussten.
Die ersten erhaltenen Entwürfe für dieses Blatt datieren ins Jahr 1901. Den frühen Ideenskizzen folgen 1901/02 zwei lithographische Versionen und um 1904 noch eine radierte Fassung. Erst im Winter 1906/07 kommt Kollwitz zu einer endgültigen Formulierung. Im Laufe dieser langwierigen Entstehungsgeschichte entwickelt die Künstlerin eine immer stärker abstrahierende Bildsprache, die ausschließlich durch das einfache Mittel der Linie zu verstehen gibt, worum es hier geht: Die flache, sich kaum über den waagerechten Boden erhebende Diagonale der Pflüger steht für Erniedrigung und Unterdrückung. Das Fehlen jeglicher Senkrechten, sinnbildhaft für die einzig dem Menschen zukommende Würde des aufrechten Gangs, sowie der schwer lastende Himmel, verstärken dies noch zusätzlich.
Käthe Kollwitz, Pflugzieher und Weib, verworfene zweite Fassung von Bl. 1, Zyklus »Bauernkrieg«, vor Juni 1902, Kreide- und Pinsellithographie von
einem Zeichenstein in Dunkelbraun und einem Tonstein in Hellbraun, mit Spritz- und Kratztechnik im Zeichenstein, auf Similijapan, Kn 64 II b
Käthe Kollwitz, Pflüger mit stehender Frau im Vordergrund, um 1904, Bleistift und Kohle, NT 207
Käthe Kollwitz, Die Pflüger, vierter Zustand von Bl. 1 des Zyklus »Bauernkrieg«, vor Mitte Januar 1907, Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Reservage, Schmirgel und Vernis mou mit Durchdruck von Zieglerschem Umdruckpapier, Kn 99 IV