Bis zu ihrer Vollendung im Jahr 1936 durchläuft die Gruppe »Mutter mit zwei Kindern« einen langen gestalterischen Reifungsprozess. Die Mutter-Kind-Thematik beschäftigt die Künstlerin in der Plastik bereits seit 1910 wiederholt, ohne dass eine Arbeit davon je vollendet wird. Zunächst geplant als Mutterfigur mit einem Kind, inspiriert Käthe Kollwitz die Geburt ihrer Enkeltöchter Jördis und Jutta (*1923), so dass sie die Gruppe um ein weiteres Kind ergänzt. »[...] unterdes waren die Zwillinge auf die Welt gekommen und seitdem ich Dich damals gesehen hatte - in jedem Arm ein Kind - war mir klar, dass ich auch diese Arbeit um ein Kind erweitern musste.« schreibt sie rückblickend in einem Brief an Ottilie und Hans vom 15.7.1937.
Die Plastik umreißt in ihren Ausmaßen einen Kubus und zeigt eine am Boden hockende Mutter, die in einer mächtigen schützenden Umarmung ihrer Kinder mit diesen förmlich zu einem Block verschmilzt. Runde Formen bestimmen die Komposition, alle Körperteile sind auf das Wesentliche abstrahiert.
Als Aktskulptur angelegt ist sie eine Metapher archaischer Mutterliebe, dem für Käthe Kollwitz stärksten Gefühl, das sich überhaupt empfinden lässt. Dieses vitale Gefühl ist jedoch auch stets gepaart mit der Angst vor dem Verlust der Kinder.
Käthe Kollwitz, Die Zwillinge, 1923, Schwarze Kreide auf chamoisfarbenem Papier, NT 999
Käthe Kollwitz, Mutter, zwei Kinder an sich pressend, 1932, Kohle, NT 1232