Mit einer Einführung von Lilian Haberer
Als Malerin ist Maria Lassnig (1919–2014) heute international hoch angesehen. Weniger bekannt sind ihre Animationsfilme, die größtenteils in ihrer New Yorker Zeit 1968 bis 1980 entstanden, als sie dort Bewegtbild an der School of Visual Arts studierte. Sie wurde Teil der Women Artist Filmmakers, Inc., WAF, einer feministischen Künstlerinnengruppe, die sich bei der Produktion und in der Ausstellungstätigkeit ihrer experimentellen Filmpraxis gegenseitig unterstützten.
Die Kurzfilme dokumentieren Lassnigs Lust am Experimentieren mit verschiedenen zeichnerischen und malerischen Mitteln, vom Aquarell bis zur Schablonenspritztechnik. Dabei interessiert sie die beständige Transformation des filmischen Bildes, mit Animation, Stop und Slow Motion, aber auch performative und experimentelle Bilder des (weiblichen) Körpers mit Spiegeleffekten, Close-Ups und Bluescreentechnik. Die Frage der Selbst- und Fremdwahrnehmung, der Rollenbilder in der Kommunikation und das Körperbewusstsein wird bei ihr humoristisch kommentiert und kritisiert.
Lilian Haberer stellt eine Auswahl ihrer experimentellen Filme im Käthe Kollwitz Museum Köln vor: von der frühen Bewegtbild-Arbeit »Selfportrait« von 1971, bei dem sie ihre Rolle in der Gesellschaft mit der Veränderung des Gesichts in Verbindung bringt (»To veil or reveil my face«) bis hin zur schwarzhumorigen »Maria Lassnig Kantate« aus dem Jahr 1992. Auch hier probiert die zum Entstehungszeitpunkt 73-jährige Künstlerin etwas Neues: In Kostümen, die einen ironischen Kommentar zu verschiedenen Lebensphasen darstellen, steht sie in den Landschaften ihrer eigenen Bilder und erzählt singend ihre Lebensgeschichte in 14 Strophen: Vom Kindbett, in das die Tränen ihrer Mutter fallen, bis ins Alter. Sie bezieht ihre Stationen und Reisen mit ein und gibt ihr letztes Farewell als Boticelli-Venus vor psychedelischem Hintergrund der Kunst, die sie sowohl hungrig als auch satt gemacht habe.
Zur Person: Prof. Dr. Lilian Haberer ist Professorin für Kunstwissenschaft mit erweitertem Materialbegriff an der Kölner Kunsthochschule für Medien.