Arbeiter vom Bahnhof kommend (Bahnhof Prenzlauer Allee), 1897-1899
Pinsel in Wasserfarben, weiß gehöht, auf Ingres, NT 146
»Arbeiter vom Bahnhof kommend« gehört zu den wenigen erhaltenen farbigen Blättern aus den 1890er Jahren, mit denen die Künstlerin das alltägliche Leben der Arbeiter schildert, vorerst noch frei von jeder Sozialkritik.
Einige von diesen sind wahrscheinlich auch unter einer größeren Anzahl von Kollwitz Werken, die auf einer Berliner Künstlerinnenausstellung 1894 gezeigt werden. Eine Charakterisierung von Käthe Kollwitz' Arbeiten in einer Rezension in der Kunst für Alle über diese Ausstellung passt auch auf dieses Blatt mit den heimkehrenden Arbeitern: »Wenn ich mich nicht irre, so hat sie längere Zeit in München gearbeitet und zwar unter Ludwig Herterichs Leitung. Nun aber besitzt sie andere Ideale: Liebermann und Raffaëlli. Sie sucht das Treiben und die Natur der Vorstadt, durchaus nur vom Malerischen geleitet, ohne Tendenz.« (aus: Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, Jg. 9, 1893-94)
Denkbar wäre sogar, dass dieses Aquarell nicht erst 1897 entsteht, wie bisher vermutet, sondern schon Anfang der 1890er Jahre, bevor Käthe Kollwitz am Zyklus »Ein Weberaufstand« (1893-1897) arbeitet. Thematisch erinnert die Zeichnung, auf der zahlreiche Arbeiter, die gerade am Bahnhof Prenzlauer Allee ankommen und nach Hause strömen, an Werke von Zeitgenossen wie Hans Baluschek und auch Franz Skarbina.