Käthe Kollwitz beschreibt eine Szene aus Émile Zolas 1885 erschienenem Roman Germinal. Dieser zählt mit seiner Schilderung eines fiktiven Bergarbeiteraufstands, der gewaltsam niedergeschlagen wurde, zu seinen bekanntesten Romanen in Deutschland. Nichts hat den deutschen literarischen Naturalismus vor Gerhart Hauptmanns Drama Die Weber so aufgewühlt wie dieser Roman. Es heißt sogar, dass er Hauptmanns Weber mit angeregt hätte. Tatsache ist, dieses Schauspiel wurde an keiner Arbeit so gemessen wie an dem Roman von Zola, über den Konrad Schmidt, der Bruder von Käthe Kollwitz, zur Mitgliedschaft in der sozialdemokratischen Partei fand.
Der Radierung von 1893 geht eine fünfjährige zeichnerische Auseinandersetzung mit dieser Szene voraus. Sie behandelt ungeachtet der sozialkritischen Thematik des Romans ein für den Handlungsablauf nicht zentrales Eifersuchtsdrama, bei dem zwei Männer um eine junge Frau kämpfen, die ängstlich von der Tür aus zuschaut. Die Szene gehört thematisch zur Geschlechterproblematik, die Käthe Kollwitz in den frühen 90er Jahren beschäftigt.
Darüber hinaus beeindruckt Germinal die Künstlerin so sehr, dass sie diesem Roman einen Zyklus widmen will, der aber nicht über ein paar Blätter hinauskommmt. Nach dem Besuch der Uraufführung von Hauptmanns Drama Die Weber bricht sie die Arbeit daran ab und schafft stattdessen ihren ersten druckgraphischen Zyklus »Ein Weberaufstand«.