Kreidelithographie, Kn 266 II b
Die Bildidee vom Tod, der in eine Kinderschar greift, hat Käthe Kollwitz bereits 1920, als sie an dem Plakat »Wien stirbt! Rettet seine Kinder« arbeitet. In ihrem Tagebuch vermerkt sie dazu:
Etwas anderes zum Tod fiel mir dabei ein. Wie er in eine Kinderschar hereinpackt. Zwei Kinder hat er gefasst. Das eine, das er an den Haaren gerissen hat, liegt ganz still auf dem Rücken und sieht ihm versteinert in die Augen. Links sitzt eine Frau mit trauervollem Gesicht. Es ist nicht die Mutter des Kindes. Es ist die zusehende Frau, die aber alles empfindet.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, 12. Januar 1920
In der Komposition von Blatt 3 der Folge greift die Künstlerin diese Vorstellung noch einmal auf - der schwebende Tod, der zwei Kinder packt und sie gewaltsam mit sich nimmt.
Käthe Kollwitz, Der Tod greift in eine Kinderschar, 1920, Schwarze Kreide auf dickem, chamoisfarbenem Papier, NT 860