Losbruch, Blatt 5 aus dem Zyklus »Bauernkrieg«, 1902/1903
Strichätzung, Kaltnadel, Aquatinta, Reservage, Vernis mou mit Durchdruck, von zwei Stoffen und Zieglerschem Umdruckpapier, Kn 70 VIII b
Der Sturm bricht los, die Empörung der Bauern verschafft sich Luft.
Damals las ich den Zimmermannschen Bauernkrieg, und da wurde von der ›Schwarzen Anna‹ erzählt, einer Bäuerin, die die Bauern angetrieben hat. Ich machte nun das große Blatt mit dem losbrechenden Bauernhaufen.«
Käthe Kollwitz, Tagebuchblätter und Briefe, 1948
Käthe Kollwitz Äußerung bezieht sich auf die ›Schwarze Hofmännin‹, eine der wenigen historisch belegten Frauengestalten des Bauernkrieges, welche die Bauern vor der Erstürmung von Weinsberg segnete und anfeuerte. Indem die Schwarze Hofmännin auf dem »Losbruch« in Rückenansicht darstellt ist, bietet sie dem Betrachter eine Identifikationsmöglichkeit.
Die früheste bekannte Kompositionsstudie zeigt, dass die Künstlerin unter Einfluss ihres Pariser Aufenthaltes ursprünglich auch dieses Blatt als farbige Lithographie geplant hat.
Käthe Kollwitz selbst bezeichnet das Blatt »Losbruch« in einem Brief von März 1903 als ihre »beste Arbeit« bis zu dieser Zeit. Ende 1902 stellt sie die Radierung, die erste fertige Arbeit des Bauernkrieges, bei der Berliner Secession aus.
Käthe Kollwitz, Losbruch, 1901, schwarze Kreide, weiß gehöht, NT 187
Käthe Kollwitz, nach links vorwärtsdrängener Knabe, Detailstudie zur Radierung »Losbruch«, 1902, Kohle, NT 195