Ich arbeite an der kleinen Gruppe, wo der Mann – der Karl – sich von mir loslöst und meinen Armen entzieht. Er läßt sich sinken.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, Februar 1940
Als Käthe Kollwitz ihre plastische Arbeit »Abschied« im Februar 1940 beginnt, ist ihr Mann Karl, mit dem sie fast 50 Jahre verheiratet ist, bereits schwer erkrankt. Er stirbt am 19. Juli desselben Jahres.
Für die Darstellung der innigen und zugleich schmerzlichen Umarmung wählt die Künstlerin grobe und blockartige Formen, die der Schwere des Themas entsprechen. Die beiden Körper von Mann und Frau verschmelzen miteinander. Offenbar will sie hier zum Ausdruck bringen, dass das gemeinsam verbrachte Leben das Paar hat zusammenwachsen lassen. Mit dem ›Sich-Sinken-Lassen‹ des Mannes muss diese Einheit nun jedoch zerbrechen.
Rückblickend schreibt Käthe Kollwitz über ihren Mann:
Nicht selten ging er durch Zeiten, wo er stark an sich zweifelte (…). Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich bei ihm eine heitere Art; sie wird eine Frucht seiner unerschöpflichen liebevollen Arbeit an seinen Patienten gewesen sein.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, Mein Mann Karl Kollwitz, 1942