Bronze, h 174 x b 107 x t 103,5 mm, Seeler 39 I.B.1.
Ich arbeite an der kleinen Gruppe, wo der Mann – der Karl – sich von mir loslöst und meinen Armen entzieht. Er läßt sich sinken.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, Februar 1940
Als Käthe Kollwitz diese Arbeit im Februar 1940 beginnt, ist ihr Mann Karl bereits schwer erkrankt. Er stirbt am 19. Juli desselben Jahres. Für die Darstellung der innigen und zugleich schmerzlichen Umarmung wählt die Künstlerin grobe und blockartige Formen, die der Schwere des Themas entsprechen. Dennoch hat die Ausführung der Gruppe aufgrund ihrer geringen Größe den Charakter eines Modells.
Die Kohlezeichnung »Selbstbildnis mit Karl Kollwitz« von 1940, zeigt dagegen eine andere plastische Bildidee des Doppelportraits: ein paritätisches Nebeneinander von der sich mit verschattetem Gesicht zurückgenommenen Künstlerin und ihrem sich müde aufstützenden Mann. In dieser Darstellung ist noch eine gemeinsame, wenn auch nicht hoffnungsvolle Perspektive spürbar, während in der Skulptur »Abschied« sich Karl seiner Frau und der Welt bereits entzogen hat.
Rückblickend schreibt Käthe Kollwitz über ihren Mann:
Nicht selten ging er durch Zeiten, wo er stark an sich zweifelte (…). Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich bei ihm eine heitere Art; sie wird eine Frucht seiner unerschöpflichen liebevollen Arbeit an seinen Patienten gewesen sein.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, Mein Mann Karl Kollwitz, 1942
Käthe Kollwitz, Selbstbildnis mit Karl Kollwitz, 1938-1940, Kreide, gewischt, auf gelblichem Ingres-Bütten, NT 1276