Kreidelithographie (Umdruck), Kn 208 III
Die Lithographie »Brot!« ist eine der bekanntesten Arbeiten von Käthe Kollwitz aus den 1920er Jahren. Sie erscheint 1924, zum 10. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, in der von der ›Internationalen Arbeiterhilfe‹ (IAH) herausgegebenen Mappe »Hunger« mit sieben Originallithographien z. B. von Otto Dix, George Grosz und Heinrich Zille. Der Erlös der Mappe ist für die Künstlerhilfe und die Kinderheime der IAH bestimmt.
Anfang der 1920er Jahre beginnt die Künstlerin sich, angeregt durch Werke Ernst Barlachs, intensiv mit dem Holzschnitt auseinanderzusetzen. Auch das Blatt »Brot!« führt sie zunächst in dieser Technik aus, die sie zu diesem Zeitpunkt am meisten interessiert. Vermutlich verwirft sie diese Fassung jedoch wegen mangelnder Verständlichkeit – stattdessen lithographiert sie das Motiv.
Unterschiede im Vergleich zur Bildlösung beim Holzschnitt bestehen vor allem in der stärker abgewandten Figur der verzweifelten Mutter sowie in ihrem Handeln: Sie hat nur ein Stück Brot, mit dem sie ihre Kinder nicht satt machen kann. Das Mädchen hat bereits abgebissen und verlangt verzweifelt nach mehr, während die Mutter die andere Hälfte hinter ihrem Rücken dem Jungen gibt. Die lithographierte Aufschrift »Brot!« gibt der an sich stummen Szene eine eindrucksvolle Stimme.
Käthe Kollwitz, Brot!, Verworfene Fassung der Lithographie „Brot!“, 1924, Holzschnitt, Kn 207 I