Ich war revolutionär, mein Kindheits- und Jugendtraum war Revolution und Barrikade, wäre ich jetzt jung so wäre ich sicher Kommunistin, es reißt auch jetzt noch mich etwas nach der Seite, aber ich bin in den 50er Jahren, ich habe den Krieg durchlebt und Peter und die tausend andern Jungen hinsterben sehen, ich bin entsetzt und erschüttert von all dem Hass, der in der Welt ist, ich sehne mich nach dem Sozialismus, der die Menschen leben lässt und finde, vom Morden, Lügen, Verderben, Entstellen, kurzum allem Teuflischen hat die Erde jetzt genug gesehen. Das Kommunistenreich, das sich darauf aufbaut, kann nicht Gottes Werk sein.«
Käthe Kollwitz, Tagebücher, Oktober 1920