Mit ihrer Performance »Für Morgen« erfindet Finja Sander eine neue Form kollektiven Erinnerns: Vergleichbar eines Reenactments übersetzt sie Ernst Barlachs Mahnmal »Der Schwebende« mit den unverkennbaren Gesichtszügen von Käthe Kollwitz in ihre eigene Körperlichkeit und befragt dabei sowohl Erinnerungskultur als auch Denkmalgeschichte.
Für die Dauer von einer Stunde hängt die Künstlerin in einem raumgreifenden Metallgestell über dem Boden. Gehalten wird sie durch drei Gurte, die auf die originale Konstruktion des »Schwebenden« verweisen. So inszeniert sich Finja Sander selbst als Skulptur und eindrückliche Erweiterung des Ehrenmals von Barlach, das an die Toten des Ersten und Zweiten Weltkriegs erinnert – und aktualisiert seine Botschaft in eindrucksvoller Stille und Unbewegtheit als atmender, lebender Körper.
Indem die Künstlerin ihre Performance »Für Morgen« an 12 unterschiedlichen Orten aufführt und re-inszeniert, transformiert sie Erinnerungskultur aus gleichsam in Stein gemeißelter Mahnung in einen neuen, fluiden Begriff von Denkmal. Die ausgewählten Locations orientieren sich u.a. an biografischen Stationen Ernst Barlachs, etwa dessen Heimatstadt Güstrow, oder an historischen Orten wie dem Olympiastadion Berlin als Schauplatz nationalsozialistischer Aufmärsche.
Mit ihrer Kölner Aufführung am 26. Oktober 2023 im Stiftersaal des Wallraf als Standort_10 bezieht sich Finja Sander nicht nur auf den »Schwebenden« in der Antoniterkirche, sondern auch auf dessen ideelle Verwandtschaft zu Käthe Kollwitz‘ Mahnmal »Trauernde Eltern« in der Kirchenruine Alt St. Alban, der ersten Gedenkstätte des Bundes für die Gefallenen beider Weltkriege, die vom Stiftersaal aus einsehbar ist.
Zur Person: Finja Sander (*1996 in Hildesheim) schloss 2022 ihr Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin mit dem Meisterschülertitel ab. In ihren meist performativen Arbeiten sucht Sander nach Brüchen und Ambivalenzen im Alltäglichen, nach unbewussten Automatismen, sich wiederholenden, gesellschaftlichen Mustern, die sie isoliert und innerhalb mehrteiliger, multimedialer Prozesse in neue Zusammenhänge bringt.
www.finjasander.de
Eine Kooperation des Käthe Kollwitz Museum Köln mit den Freunden des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig e. V. in der Reihe KunstBewusst anlässlich der Präsentation »Begegnungen – Käthe Kollwitz zu Gast im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud«
Finja Sander FÜR MORGEN_standort_10
Donnerstag, 26. Oktober 2023
KunstBewusst im
Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Stiftersaal
Obenmarspforten (Am Kölner Rathaus)
50667 Köln
18:00 Uhr |
Einlass |
18:00 - 19:00 Uhr |
Performance FÜR MORGEN von Finja Sander |
19:00 Uhr |
Artist-Talk
mit Finja Sander, Markus Herzberg (Citykirchenpfarrer an der Antoniterkirche) und Katharina Koselleck (Direktorin des Käthe Kollwitz Museum Köln) |
19:30 Uhr |
Get together
im Museumsfoyer |
Eintritt:
4 € / erm. 2 €
Eintritt frei für Mitglieder des Vereins der Freunde des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig e.V.
www.kunstfreunde.koeln
Keine Anmeldung erforderlich
Eine performative Reihung von Finja Sander
_01 28. Januar 2023 |
Truppenübungsplatz Döberitzer Heide, Brandenburg |
_02 20. Februar 2023 |
Dokumentationszentrum Prora, Rügen |
_03 19. März 2023 |
Barlach Museen, Güstrow |
_04 5. April 2023 |
Olympiastadion, Berlin |
_05 11. Mai 2023 |
Universität der Künste, Berlin |
_06 10.-11. Juni 2023 |
Skulpturen Triennale Bingen, Bingen am Rhein |
_07 14. Juli 2023 |
Johanniskirche, Schwäbisch Gmünd
in Kooperation mit dem Festival Europäische Kirchenmusik |
_08 18.-20. August 2023 |
Willy-Brandt-Haus, Berlin
in Kooperation mit dem Festival Papier&Klang |
_09 21. September 2023
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Krugberg, Seelower Höhen, Brandenburg |
_10 26. Oktober 2023
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Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln in Kooperation mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln und den Freunden des Wallraf-Richartz-Museum und des Museum Ludwig e. V. in der Reihe KunstBewusst
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