Kohle auf graublauem Ingres-Papier, NT 688
Dieses um 1910 einzuordnende Selbstbildnis zeigt die Künstlerin in einer ihrer bevorzugten Haltungen: Der Arm ist aufgestützt und ihr Kopf ruht in der an die Stirn gelegten Hand, während sie für die Zeichnung konzentriert in den Spiegel schaut.
Immer wieder zeigt sich die Künstlerin auf diese Weise in ihren Zeichnungen und Druckgraphiken nachdenklich, oft auch forschend und immer selbstreflektierend. Das führte dazu, dass auch Photographen wie Hugo Erfurt Käthe Kollwitz häufig in dieser Pose festgehalten haben.
Die Weichheit der Kohle, die sie am Blattrand testet, und die starken Hell-Dunkel-Effekte durch die Beleuchtung von links unten und der intensive Blick bewirken hier einen sinnlichen Ausdruck, der im Œuvre der Künstlerin nur selten zu finden ist.
An diesem Blatt aus dem Familienbesitz der Künstlerin, dass lange dem Sonnenlicht ausgesetzt war, zeigt sich auch die Lichtempfindlichkeit einiger von Kollwitz verwendeten Papiere.