Kreide- und Pinsellithographie (Umdruck), Kn 263 b
Im Spätwerk tritt in den Selbstbildnissen der Künstlerin das eigene Schicksal immer mehr zugunsten einer Verallgemeinerung zurück, die dem Betrachter eine stärkere Identifizierung ermöglicht.
Angesichts der damaligen faschistischen Bedrohung besitzt dieses Portrait dabei eine ganz besondere Brisanz. In ungewöhnlich engem Ausschnitt präsentiert Käthe Kollwitz ihr Antlitz in sinnender Geste. Trotz extremer Nahsicht erscheint das Selbstportrait distanziert, da die Augen als ›Fenster zur Seele‹ abwesend und fast verschlossen wirken.
Der leere, nach innen gehende Blick zeugt nicht nur von der permanenten Auseinandersetzung mit dem Alter und dem Tod, auch der erzwungene Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste im Februar 1934 hat Spuren hinterlassen. »Man schweigt in sich hinein«, schreibt die Künstlerin 1936 in ihr Tagebuch.