Bedeutende Zeitenwenden begleiten das Leben von Käthe Kollwitz (1867–1945): Kaiserreich und Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg. Wie kaum ein anderer Künstler setzt sie sich mit den politischen Ereignissen in ihrer Kunst, ihren Tagebüchern und Briefen auseinander – stets getragen von der Sehnsucht nach einer Bruderschaft der Menschen.
Von Januar bis März 2019 stehen diese spannungsgeladenen Themenfelder im Œuvre der Künstlerin noch einmal in den Fokus einer Ausstellung: Als Neuauflage der Schau anlässlich des 100. Gedenkjahres zum Ende des Ersten Weltkrieges 2018 liegt ein Schwerpunkt der Präsentation nun auf den Ereignissen im Januar 1919 – wie der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts. Käthe Kollwitz zeichnet den Kommunistenführer auf Wunsch seiner Familie im Leichenschauhaus und führt sein Gedenkblatt, nach langem Ringen um die geeignete Technik, als einen ihrer ersten Holzschnitte aus.
Zu sehen sind mehr als 200 Zeichnungen, Druckgraphiken, Plastiken und die bekanntesten Plakate der Künstlerin aus dem Bestand der Kölner Kollwitz-Sammlung – neu erworbene Blätter wie auch zahlreiche, äußerst selten gezeigte Werke. Die Ausstellung in acht Kapiteln präsentiert darüber hinaus umfangreiche Informationen zur Zeitgeschichte und zur Biographie der Künstlerin.
Ich bin einverstanden damit, daß meine Kunst Zwecke hat.«
Bereits in ihrer Kindheit in der Ära Bismarck träumt Käthe Kollwitz den Traum von Revolution und Barrikade. Ihr Frühwerk ist Ausdruck einer progressiven Gesinnung und zugleich soziale Anklage. Ihre Themen sind trotz der oft literarischen und historischen Sujets brandaktuell. Wilhelm II. und die Offiziellen des Kaiserreichs lehnen die Arbeiten der Künstlerin ab.
Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges fällt Kollwitz` jüngerer Sohn Peter als Kriegsfreiwilliger. Sein Tod bedeutet einen tiefen Einschnitt im Leben der Künstlerin. Je länger der Krieg dauert, umso mehr wandelt sie sich zur Pazifistin.
In der Zeit der Weimarer Republik erlangt Kollwitz höchste Bekanntheit und nutzt diese auch, um den Aufbau der jungen Demokratie zu unterstützen. Mit zahlreichen ihrer Arbeiten versucht sie in den Jahren der Inflation die Not zu lindern. Ein wichtiges Anliegen ist ihr außerdem die pazifistische Erziehung der Jugend.
Für Deutschland bin ich tot ... «
1932 und erneut nach der Machtübernahme Hitlers 1933 unterzeichnet Käthe Kollwitz einen Aufruf zum Zusammenschluss der Linksparteien, um eine nationalsozialistische Mehrheit zu verhindern – nicht ohne Konsequenzen: sie wird zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen. Ab 1936 hat sie faktisch Ausstellungsverbot und kann gegen den Zweiten Weltkrieg, den sie früh aufziehen sieht, nicht mehr öffentlich Stellung beziehen.
Kurz vor Ende des Krieges, am 22. April 1945, stirbt Käthe Kollwitz nach ihrer Evakuierung an ihren letzten Zufluchtsort in Moritzburg. Bis zuletzt hält sie an ihrer tiefen Überzeugung fest:
Aber einmal wird ein neues Ideal erstehen, und es wird mit allem Krieg zu Ende sein. «