Käthe Kollwitz (1867–1945) bringt in ihrer Kunst wie keine Zweite Themen wie Krieg, Armut und Tod, aber auch Liebe, Geborgenheit und das Ringen um Frieden in nachdrücklicher Weise zum Ausdruck. In Zusammenarbeit mit dem Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert das Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg (MAMCS) die erste umfassende Retrospektive in Frankreich, die der deutschen Künstlerin gewidmet ist.
Schirmherr der Ausstellung ist Staatspräsident Emmanuel Macron.
Bedeutende Zeitenwenden begleiten das Leben von Käthe Kollwitz. Als Zeugin der politischen und sozialen Auf- und Umbrüche ihrer Zeit – vom deutschen Kaiserreich über den ersten Weltkrieg, die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs – setzt sie sich in Zeichnungen, Druckgraphiken und Skulpturen mit diesen spannungsgeladenen Themenfeldern auseinander. Die Ausstellung in Straßburg stellt Käthe Kollwitz als Gesamtkünstlerin vor, deren ausdruckstarke Bildsprache bis heute an Aktualität nichts verloren hat.
Ich will wirken in dieser Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind.«
Käthe Kollwitz, Tagebucheintrag vom 4. Dezember 1922
Ihre Kunst ist vielfach Mahnung, Klage und Anklage, ihr Sujet die großen Themen ihrer Zeit. Mit ihren ersten beiden druckgraphischen Zyklen »Ein Weberaufstand« (1893–97) und »Bauernkrieg« (1902–08) erwirbt Kollwitz als Künstlerin bereits im Kaiserreich höchste Anerkennung. Ihre Radierungen, Lithographien und später auch Holzschnitte – Auflagenwerke mit großer Verbreitung – gehen bereits zu ihren Lebzeiten in die Sammlungen namhafter Kunstinstitute ein. Zunehmend wird die Künstlerin auch international wahrgenommen. Dann der Erste Weltkrieg. Die ›Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‹ wird für die Künstlerin zum einschneidenden Ereignis: Der jüngere Sohn Peter fällt, nur 18 Jahre alt, wenige Tage nach seiner Einberufung. Fortan widmet sich die Kollwitz in ihrer Kunst verstärkt dem Engagement für den Frieden. In den sieben Bildern der Holzschnittfolge »Krieg« (1921/22) bringt sie eindringlich die eigenen Erfahrungen zum Ausdruck – und erfasst damit zugleich das Erlebte all jener Menschen, die den Krieg ertragen mussten. Mit dem Erstarken des Nationalsozialismus wandelt sich die Rezeption der Kunst dramatisch. Die Werke der Kollwitz werden in Deutschland nicht mehr ausgestellt. Der Künstlerin selbst bleibt nur der Weg in die innere Emigration. In Vorahnung auf den Zweiten Weltkrieg konzentriert sie sich von nun an auf ihr plastisches Werk.
Die in Zusammenarbeit mit der weltweit umfangreichsten Kollwitz-Sammlung in Köln konzipierte Retrospektive (ca. 600 m2, 170 Werke) macht die französische Öffentlichkeit auf ein Werk aufmerksam, das sich vom Autobiographischen zum Allgemeingültigen hinbewegt und sich mit Themen wie mütterliche Liebe, soziale Konflikte, Tod und Trauer befasst. Die Ausstellung vereint ihre bekanntesten druckgraphischen Zyklen, Zeichnungen und plastischen Werke und verdeutlicht so die unverwechselbare Ausdruckskraft der Künstlerin. Mehr als 140 Exponate sind Leihgaben des Käthe Kollwitz Museum Köln.
Kuratiert von Hannelore Fischer, Direktorin des Käthe Kollwitz Museum Köln, und Alexandra von dem Knesebeck, Kunsthistorikerin und Autorin des Werkverzeichnisses der Graphik von Käthe Kollwitz.