Die österreichische Künstlerin Maria Lassnig (1919–2014) gilt als eine der wichtigsten Malerinnen der Gegenwart. In ihren schonungslosen und zugleich humorvollen Körperbewusstseinsbildern, die abseits aller Stil- und Modeströmungen entstehen, reflektiert sie sich Zeit ihres Lebens selbst und entwickelt einen eigenen künstlerischen Ausdruck zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit.
Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert an die 80 Ölgemälde und Graphiken aus der Sammlung Klewan, die nahezu alle ihre Schaffensphasen beleuchten und ihren Weg von der Außenseiterin zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts nachvollziehen lassen.
Ich male und zeichne nicht den ›Gegenstand‹ Körper,
sondern ich male Empfindungen vom Körper«
Maria Lassnig
Geboren 1919 im kärntnerischen Kappel am Krappfeld wird sie 1940 als 21-jährige angehende Künstlerin an der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen. Sie erhält 1945 ihr Diplom.
Die erste Einzelschau folgt 1949 in Klagenfurt. Im gleichen Jahr entstehen auch ihre ersten Körperbewusstseinsarbeiten: Mit den Mitteln des Informel und Tachismus versucht sie fortan, ihr Körpergefühl zu analysieren. Ab den 1960er Jahren löst sie sich von stilistischen Zwängen und entwickelt eigene erzählerische Formen, die Anleihen an Science-Fiction nehmen: Körperteile verschmelzen mit Gegenständen und werden zu geometrischen Figuren, mitunter in absurden karikaturenhaften Szenerien.
1968 zieht es sie nach New York, wo sie sich nicht nur mit Malerei beschäftigt, sondern auch (Animations-) filme nach der Vorlage ihrer Body Awareness Zeichnungen produziert. Ab 1980 lehrt Lassnig selbst Malerei und Trickfilm in Wien. 1980 stellt sich im Österreich-Pavillon auf der Biennale von Venedig aus, fünf Jahre später präsentiert das Museum moderner Kunst in Wien ihre erste Retrospektive. Mit ihren sogenannten Drastischen Bildern und mit Ausstellungen in ganz Europa und den USA gelangt sie ab den 1990er Jahren zu später Bekanntheit.
2014 stirbt Maria Lassnig 94-jährig in Wien. Nach mehr als 70 Schaffensjahren hinterlässt sie ein Werk von heute internationalem Renommee.
Die Sammlung Klewan - ein persönlicher Einblick in die Kunst- und Körperwelt der Maria Lassnig
Helmut Klewan kennt und schätzt die Künstlerin schon lange vor ihrem Ruhm. Als Galerist hat er über Jahrzehnte hinweg eine hochkarätige Sammlung zusammengetragen, die eine Fülle an verschiedenen Stilrichtungen, Künstlerinnen und Künstlern umfasst. Mit Künstlern aus Österreich pflegt er eine besondere Beziehung: 1970 eröffnet Klewan seine erste Galerie in Wien, die zu einer Bühne für befreundete Maler wird, unter anderen für Arnulf Rainer, Christian Ludwig Attersee oder Hermann Nitsch. Maria Lassnig, die er 1976 kennenlernt, ist die einzige Frau unter seinen »Zwölf Österreichern«, wie er sie nennt.
Sie hat immer gesagt ›Ja als Frau hat man es viel schwerer. Man muss doppelt so gut sein, dass man anerkannt wird‹.
Von den Emanzen wurde sie dann als berühmte Galionsfigur herangezogen. Dagegen hat sie sich aber gewehrt und gesagt, dass es ja keine Männer- und keine Frauenkunst gibt: ›So ein Blödsinn, es gibt nur gute und schlechte Kunst.‹«
Helmut Klewan
1981 zeigt Klewan erstmals eine Lassnig-Ausstellung mit Bildern der 1960er und 1970er Jahre in seiner Münchner Galerie. Als einer der ersten erkennt er damit das Potential der Malerin. Es folgen zahlreiche weitere Einzelpräsentationen, die dazu beitragen, dass Maria Lassnig in ihrer zweiten Lebenshälfte endlich die verdiente Anerkennung zuteil wird.
Das Käthe Kollwitz Museum Köln präsentiert nun seine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken. Über die langjährige Verbindung zwischen Künstlerin und Sammler eröffnet sich in der Ausstellung ein persönlicher Einblick in die außergewöhnliche Kunst- und Körperwelt der Maria Lassnig, die durch ihre Radikalität und ihren ureigenen österreichischen Humor besticht.
Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet, u.a. mit Filmen und Talks im Forum, Führungen und Workshops.